Wie „Groundhog Day“, nur nicht lustig: „Repeaters“ (2010)

Ein Tag wiederholt sich aus unbekannten Gründen, und die in dieser Zeitschleife gefangenen Figuren sind dazu verdammt, immer wieder das gleiche zu erleben: Repeaters spielt auf den eigenen Inhalt an, aber auch auf die eigene Stellung in der Filmgeschichte. Denn wer heutzutage einen Film sieht, in dem sich ein einziger Tag endlos wiederholt, weiß natürlich, dass Groundhog Day existiert. Und der Film weiß es selbst ebenfalls: Der Wecker, mit dem Hauptfigur Kyle (Dustin Milligan) jeden Morgen erwacht, sieht genau so aus wie der, den fast zwanzig Jahre früher der zynische Wetterfrosch Phil (Bill Murray) immer wieder aufs Neue kaputt haut.

Es gibt zwei Variationen, die dem Film eine eigene Identität geben sollen: einerseits ist es keine Komödie, andererseits erleben nicht nur eine, sondern drei Figuren die Zeitschleife. Es handelt sich um drei Bewohner einer Drogen-Reha, die aus irgendeinem Grund – angedeutet wird ein zeitgleicher elektrischer Schlag – in eine Zeitschleife geraten und irgendwie damit umgehen müssen.

Ich glaube, realistischere Figuren müssten, wenn sie in eine Zeitschleife geraten, wenigstens zeitweise völlig ausrasten, und sie müssten sich zumindest gelegentlich fragen, warum ihnen das passiert. Der Film hält sich allerdings nicht mit der Erforschung des eigentlich unerklärlichen Phänomens auf, und auch die Figuren akzeptieren ihr Schicksal praktisch ohne Aufhebens. Man könnte also sagen, das Sci-Fi-Element wird einigermaßen gewaltsam und ungeduldig in den Film hineingehämmert. Der Film geht einfach davon aus, dass das Publikum das Prinzip verstanden hat. Es ist nötig für die Erzählung und die soziale Dynamik innerhalb des Trios, mehr aber auch nicht.

Was den Film interessiert, sind die Figuren und ihre Interaktionen. Und es ist deprimierend, dass diesen Figuren zunächst nichts Besseres einfällt, als die Zeitschleife als Freibrief für asoziales Verhalten zu nutzen: kurz gesagt, sie ziehen saufend und randalierend durch die Gegend. Endlich der Last der Schuld von Verantwortung befreit, erleben sie scheinbar eine Form von Spaß ohne Reue – obwohl ihr Gekicher eher hysterisch als fröhlich ist. Wenn sie am selben Morgen erwachen, können sie sich zwar an alles erinnern, aber es ist natürlich nichts passiert.

Die Gewalt, die die drei – in erster Linie die Männer – ausüben, wird immer radikaler, und irgendwann muss man sich als Zuschauer fragen, ob man diese Figuren in irgendeiner Form sympathisch genug findet, um ihnen weiter zu folgen. Ich zumindest hätte beinahe schon angewidert abgeschaltet, weil ein solches Menschenbild für mich schwer zu schlucken ist. Zugegeben, auch in Groundhog Day lässt Bill Murray seine Verzweiflung auf ekelhafte Weise an seinen Mitmenschen aus; auch er versucht, seinen Vorteil aus seinem Schicksal zu schlagen und seine Kollegin dahingehend zu manipulieren, dass sie mit ihm ins Bett steigt. Aber das ist nichts im Vergleich zu den drei Kids aus Repeaters: die rauben schon am dritten Tag ihres neuen Lebens einen Schnapsladen aus, und kurz darauf bringen sie die ersten Menschen um.

Ich hatte also zwischenzeitlich das Gefühl, einem infantilen Gewaltporno auf den Leim gegangen zu sein, der Gesellschaftskritik nur als Rechtfertigung vorschiebt. Allerdings lässt sich dieser Abscheu auch anders deuten. Die Inszenierung des abstoßenden Verhaltens macht durchaus Sinn, denn was der Film hier erfahrbar macht, ist das Unverständnis mehr oder weniger Unbeteiligter dem Verhalten gewalttätiger junger Männer gegenüber. (Sagen wir ruhig „Männer“ – denn sämtliche Frauenfiguren haben in dem Film eher die Aufgabe, Emotionen zu zeigen, zu vermitteln, zu besänftigen, oder Opfer zu sein, was natürlich nicht besonders originell ist). Wer das von außen sieht und die pure Verzweiflung nicht begreift, die dahinter steht, der will diese Kids einfach nur wegsperren.

Bevor man sich aber innerlich ganz von dem Trio verabschiedet, bekommt der Film die Wendung hin, indem er auf drastische Weise moralische Fragen aufwirft. Nicht alle Figuren sind gleichermaßen fähig dazu, über ihr Handeln zu reflektieren und über Schuld nachzudenken. Nach nur wenigen Tagen haben sich manche von ihnen so weit ins moralische Abseits manövriert, dass es praktisch kein Zurück mehr gibt. Von da an wird die Zeitschleife zu einem Horrortrip, in dem es nur noch darum geht, jedes Mal wieder das Schlimmste zu verhindern und irgendwie die eigene Seele zu retten.

Der Film spielt anhand seines Sci-Fi-Motivs eine gesellschaftskritische Erzählung durch: Keiner der drei Protagonisten hat außerhalb der Reha ein wirkliches Zuhause; was ihnen begegnet, ist Ablehnung und Hoffnungslosigkeit. Der Betreuer in der Reha spult ohne Interesse sein Programm ab, aber eigentlich interessiert er sich nur für Schmuddel-Heftchen. Die anderen Insassen sind praktisch Zombies, die nichts als Feindseligkeit ausstrahlen.

Alle drei können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass sich daran nie etwas ändern wird, wenn sie nicht selbst etwas ändern – und dazu fehlen ihnen, als Ausgestoßene, die Mittel und der Mut. Und sie sind nicht die einzig Verlorenen: an jenem sich ewig wiederholenen Tag springt irgendwo immer wieder ein Mädchen von der Brücke, während andere Mädchen zu den gleichen Drogen greifen, die die älteren schon zerstört haben. Diese trübe Stimmung inszeniert der Film sehr überzeugend.

Der Film ist so gesehen lesbar als Reflexion über die Sinnlosigkeit einer jugendlichen Lebensform, in der er es zum Abstieg fast keine Alternativen gibt, in der jeder nächste Tag garantiert so furchtbar wie der vergangene sein wird. Man merkt es überall in dieser kanadischen Kleinstadt, in der praktisch nie die Sonne scheint. Die Stadt heißt „Mission City“, aber sie hat keine Mission, verwaltet nur.

Trotz des Science-Fiction-Elementes lässt sich die Erzählung auf ein klassisches Muster herunterbrechen: Wenn Menschen zu weit getrieben werden und keinen Ausweg mehr sehen, so lernen wir, werden sie früher oder später zu drastischen Mitteln greifen, um sich Gehör zu verschaffen. Die Zeitschleife ist in dieser Hinsicht kein übernatürliches Phänomen, sondern ein Zeitraffer, und die Vision der Gewaltspirale eine düstere Prophezeiung.

Das einzige, was die Figuren in diesem Film retten kann, ist ihr Vertrauen zueinander – denn nur sie selbst verstehen, was sie durchmachen und nur sie haben wirklich Zeit für einander. So gesehen, ist Repeaters nicht nur ein Film über die Teufelskreise einer Gesellschaft, die Drogenabhängige zuerst produziert und dann ausstößt, sondern auch ein düsteres Märchen von Ausgestoßenen, die ihr Schicksal erkennen und sich aus eigener Kraft daraus befreien können.

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